New York – New York

Westumer Lauftreffler beim berühmtesten Marathon der Welt

Die fast obligatorische Frage an jeden Marathonläufer: „Bist du auch schon in New York gelaufen?“ wollten Helge Höck, Günter Schäfer, Erwin Wagner und Rolf Wäsche vom Lauftreff Westum in Zukunft mit einem „Ja!“ beantworten. Schließlich gilt dieser Lauf weithin als der uneingeschränkte Höhepunkt im Leben eines Langstreckenläufers.

Leider mussten Helge und Rolf ihre Teilnahme aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen, so dass nur Günter und Erwin, betreut von ihren Ehefrauen, am 01. November 2005 die Reise über den „Großen Teich“ antraten. Damit blieben vier Tage zur Akklimatisierung und Überwindung eines befürchteten Jetlecks bis zum Start am 06. November.

Die Wartezeit bis zum Tag X zu überbrücken ist in der mit über acht Millionen Einwohnern größten amerikanischen Stadt kein Problem. Die Stadt der Superlativen strotzt vor lauter Sehenswürdigkeiten, von denen in dieser kurzen Zeit nur ein Bruchteil erkundet werden konnten. Empire State Building, Freiheitsstatue, Wall Street und Ellis Island standen ebenso auf dem Programm wie Spaziergänge durch die Fifth Avenue mit ihren teuren Geschäften und über den quer durch New York verlaufenden Broadway mit seinen vielen Theatern. Imposant auch der Times Square mit seiner Neonreklame bei Nacht. Obligatorisch war auch der Besuch von Ground Zero, wo sich am 11. September 2001 mit dem Anschlag auf das World Trade Center die größte Katastrophe in der Geschichte der Stadt ereignete. Inmitten der immer lärmenden Stadt und eingezwängt von den vielen Wolkenkratzern findet man dann als idyllischen Kontrast den Central Park. In dieser grünen Oase mit einer Länge von 4 km und einer Breite von 500 m findet man Ruhe und Entspannung. Hier ist auch das Ziel des Marathons.

Als besonderes Highlight und als Einstimmung auf den New York Marathon findet am Vortag der „Internationale Freundschaftslauf“ statt. Hierzu treffen sich auf dem Platz vor den Vereinten Nationen Läufer aus etwa 100 Ländern, um mit ihrem Lauf ohne Wettkampf-Charakter die Gemeinschaft der Nationen zu demonstrieren. An dieser Demonstration mit Ziel im Central Park nahmen auch Christa Schäfer und Christel Wagner teil.

Beim ersten New-York-Marathon 1970 drehten nur 127 Teilnehmer ihre einsamen Runden durch den Central Park. Inzwischen verläuft die Strecke durch die fünf Stadtteile Staten Island, Brooklyn, Queens, Bronx und Manhattan und verkraftet trotzdem bei weitem nicht die über 85.000 Läufer, die sich in diesem Jahr für eine Teilnahme beworben hatten. Aber auch mit seinen auf ca. 40.000 limitierten Startgenehmigungen ist es die weltweit größte Marathonveranstaltung. Gestartet wird auf Staten Island. Diese Insel ist mit Brooklyn durch die 1.300 m lange Verrazzano Narrows Bridge verbunden, an deren Fuß das Rennen beginnt. Da bereits um 8 Uhr der erste Start für die Athleten mit Behinderungen ansteht, muss die Brücke frühzeitig für den Autoverkehr gesperrt werden. Deshalb wurden die Westumer Läufer gegen 6 Uhr mit einem Bus am Hotel abgeholt und zum Start transferiert. Hier galt es nun über 3 Stunden bis zum Rennbeginn zu überbrücken. In den zurückliegenden Jahren mussten die Läufer oft bei winterlicher Kälte ausharren. Glücklicherweise hielt in diesem Jahr der „Indian Summer“ auch am Marathontag an und bei 15 Grad ließ es sich aushalten. Der kurz vor dem Start um 10 Uhr 10 aufkommende Nebel hatte sich auch schon wieder verzogen als die Läufer die Verrazzano Narrows Bridge überquert hatten. Der Startschuss erfolgt mit Kanonenböllern und wird begleitet von Frank Sinatras „New York – New York“. Auf dem Wasser begrüßen Schiffe mit mehrfarbigen Wasserfontänen die Läufer. Unmittelbar nach der Brücke beginnt Brooklyn und ab hier wird kein Meter mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelaufen. Vorbei an Einfamilien- und kleineren Mietshäusern und an begeisterten Zuschauern. Nach etwa der Hälfte der 42.195 m wird Brooklyn verlassen und es geht über die Pulaski Bridge nach Queens. Hier hat man einen beeindruckenden Ausblick auf die Skyline von Manhattan und man kann das Empire State Building und das Chrysler Building deutlich erkennen. Nach etwa 3 km geht es über die Queensboro Bridge dann zum ersten Mal nach Manhattan. Diese Brücke ist mit ihrer Steigung und anschließendem Gefälle eine kleine Herausforderung für den Läufer. Dafür wird er aber unmittelbar nach Verlassen der Brücke entschädigt, wenn er von einer gigantischen Menschenmenge frenetisch empfangen wird. Mitten in diesem Menschengedränge waren auch Christa und Christel. Dass Erwin beide erblickte war wohl rein zufallsbedingt und lag weniger am lauten Rufen seines Namens. Dagegen hatte sich Günter in der ihm eigenen Weise per Handy angemeldet. Schnurstracks geht es nun durch die First Avenue bis man nach ca. 5 km Manhattan wieder verlässt und über die Willis Avenue Bridge die Bronx erreicht. Nach nicht einmal 2 km kehrt der Läufer über die Madison Avenue Bridge nach Manhattan zurück Von hier führt die Strecke über eine Länge von 8 km kontinuierlich leicht ansteigend bis zum Ziel. Nach 5 km durch die Fifth Avenue biegt die Strecke in den Central Park ein. Von idyllischer Ruhe ist auch hier an diesem Tag nichts zu spüren. Unmengen von schier unendlich begeisterten Zuschauern tragen die Läufer über die letzten km bis zum Ziel. Hier wird der Läufer mit einer Medaille geehrt und mit Verpflegung versorgt. Gratulationen an allen Ecken und Enden.

Gewonnen hat Paul Targat in einer Zeit von 2:09:30 Std. und mit einem Vorsprung von noch nicht einmal einer ganzen Sekunde vor dem Vorjahressieger Ramaala. Sieger waren aber auch alle übrigen Teilnehmer, vor allem die Westumer Läufer. Erwin Wagner überquerte die Ziellinie nach 3:07:06 Std. als 833ter und als 38ter von 2.610 in seiner Altersklasse. Damit erreichte er sein gesetztes Ziel von 3:10 Std. Besonders erfreulich und anerkennungswert ist die Leistung von Günter Schäfer mit einer Zielzeit von 4:17 Std. Seit Jahresbeginn geplagt von Rückenbeschwerden konnte er erst wenige Wochen vor dem Lauf mit seinem Training beginnen. Ruhig und gleichmäßig spulte er Meile für Meile ab und erreichte fast ohne Beschwerden das Ziel, wäre da nicht der leichte Sonnenbrand gewesen, der sich bei dem hervorragenden Wetter eingestellt hatte. Besonders hatte beiden die hervorragende Organisation und die Begeisterung der New Yorker vor, während und nach dem Lauf imponiert.